VITA
Doreen Jahny
lebt und arbeitet in Leipzig.
1975 geboren in Köthen/ Sachsen-Anhalt
1993 Studium der Kunstpädagogik und Germanistik, Universität Leipzig
1997 Studium Bildende Kunst, Hochschule der Künste, Berlin und Germanistik,
Humboldtuniversität
1999 Abschluss: 1. Staatsexamen in Kunst und Deutsch, Universität Leipzig
2000 Studienaufenthalt in Paris
2003 Abschluss: 2. Staatsexamen in Kunst und Deutsch, Leipzig
seit 2004 tätig am BIP – Kreativitätsgymnasium Leipzig
seit 2009 tätig am Maria Montessori Schulzentrum Leipzig
seit 2014 regelmäßige Studienaufenthalte an der Europäischen Kunstakademie Trier, Kunstakademie Bad Reichenhall sowie Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor und rege Teilnahme an Sommerakademien in Leipzig und Dresden



Laudatio zu DARUM
Galerie Ars Avanti (30.5. – 5.6.2025) Von Astrid Rothmann
In Doreen Jahnys Arbeiten sieht man ihre Schaffenskraft. Denn sowohl das Geschaffene ist
heute zu betrachten als auch die Intensität, Kraft, die aus den Werken spricht. Man fühlt die
Vitalität und ahnt die konzentrierte, intensive Beschäftigung mit dem Sujet, mit jeder
einzelnen Arbeit.
Wenn man Doreen Jahny beim Arbeiten beobachtet, sieht man eine in sich ruhende,
betriebsame Person, die fast weltentrückt überlegt, entscheidet, verwirft, neu ordnet… eine
Suche nach Wahrhaftigkeit im Ausdruck, selbstvergessen und doch ganz bei sich.
Uns so möchte ich Sie entführen in Doreen Jahnys Bildwelten, beginnend mit den
Frauenakten, als stellte man sich dicht an den Arbeitsplatz und würde das Entstehen aus der
Nähe verfolgen.
Eine tanzende Frau festhalten? Wer vermag das? Die sich drehende Weiblichkeit erfassen,
dass können nur die Augen. Doreens Frauengestalten rufen ein sinnliches Empfinden hervor
und man ahnt, dass es ein flüchtiger Eindruck ist – darum auch der Wunsch, nach dem
Festhalten. Die Figuren werden wieder im Bildgrund verschwinden, um so kostbarer, dass sie
erscheinen.
Nur eine Linie, eine Kontur, die Frau in Bewegung, so auch der Titel: Rotation – zwei Stadien
der Bewegung in einem Farbholzschnitt, gleich könnte sich ihre Position ändern. Gleichsam
sind die Gesichtszüge vereinfacht, was uns Betrachtern die Frage erlaubt: Drehe ich mich um
meine eigene Achse? Fliegen meine Haare im Wind? Tanze ich?
Auf der Leinwand ein ähnliches Spiel. Ein Mensch taucht im Bildraum auf. Wir erkennen ihn
auf der Einladungskarte wieder. Er manifestiert sich. Farbflächen formen sich zu Körper und
Gesicht- fast glaubt man, ihn ganz zu sehen, da entschwindet das Konkret in Farbwelten –
wie eine impressive Fotografie. Ein Moment, festgehalten auf der Leinwand wie im
Gedächtnis festgehalten -als ungefähre Erinnerung des Konkreten, aber mit starker
Emotionalität.
Man ahnt als Betrachter, dass hinter jeder Bildfigur ein echter Mensch steht, ein realer
komplexer Mensch. Und diese komplexe Realität ist wie ein Achtungszeichen vor dem
Ausformulieren von Körper, Gesicht, Porträt. Dieses Achtungszeichen ist eine grundlegende
Erkenntnis aus den vielen Kursbesuche bei dem Maler Rayk Goetze und bei Matthias Kroth.
Doreen hat Respekt vor den Menschen, die sie abbildet. Das ist ein großes Glück für uns
Betrachter und die Abgebildeten. Denn so bleibt das Individuum geschützt vor aller Augen,
und lässt auf der anderen Seite Identifikationsmöglichkeiten zu. Schaut mir jemand in die
Augen? Spüre ich die abgebildete Umarmung? Fliegen meine Harre im Wind?
Da die Personen zu dem persönlichen Umfeld der Künstlerin gehören, ist das respektvolle
Porträtieren auch ein Verneigen vor deren Persönlichkeit, die der eigenen Kinder, die der
lebensbegleitenden Menschen – ein gesunder, vitaler Raum zwischen Künstlerin und Modell.
Die Malereien offenbaren wohl die verletzlichste Seite der Künstlerin. So gewissenhaft und
zielstrebig der Arbeitsprozess auch sein mag, das Empfindsame bricht sich bahn im
gefundenen, gemalten Moment, auf der Leinwand.
So entsteht zwischen Betrachter und abgebildetem Menschen eine Geschwisterlichkeit, man
beobachtet als Betrachter Umarmungen, die man fühlen könnte, sich wünschen könnte in
einem respektablen Raum.
Selbst vereinzelte Figuren wirken in Gemeinschaft, zumindest geborgen in der eigenen Stärke
wie beim Titelbild. Die sich abwendende Personen wirken wie eine Aufforderung, sich selbst
zuzuwenden.
Erklärbar ist diese Kontemplation durch die ständige Suche Doreen Jahnys nach neuen
Kontexten. Unzählige Kurse, Gemeinschaften, Orte und neue Räume sind Inspirationsquelle
für ihr Schaffen: kaum am kunstpädagogischen Institut in Leipzig angekommen, schon auf
dem Weg nach Berlin, Trier, Bad Reichenhall und Kolbermoor/Rosenheim.
Dabei kamen nicht nur neue Fähigkeiten zur Ausbildung, sondern auch neue Themen. Die
Beschäftigung mit dem „Frau sein“ mag hier nur stellvertretend für viele tiefgründige
Auseinandersetzungen genannt sein.
Ja, diese innigen Momentaufnahmen, die in ihrer Intimität belassenen Individuen
verschmelzen mit dem ungegenständlichen Raum, leben von der Farbigkeit und jede weitere
Farbnuance, die aus einer neuen Begegnung resultiert, ist ein Zeichen für Doreen Jahnys
Schaffen als Künstlerin, nämlich non finito – ein Ende ist nicht in Sicht – wir dürfen gespannt
sein.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
